Simbi zulu

Just a few kilometers…

Gleich hinter der Ampel, dort wo die Busse halten, wollen wir uns treffen. Der Künstler und seine Musen? Simbi Zulu, Künstler aus der Region Hoedspruit hat uns eingeladen, seine Töpferei zu besichtigen und sein Team kennenzulernen. „You meet me after the robot…“ Leichter gesagt als gefunden, denn zwischen den Schwerlastern und den alten verrosteten Lastern, die mühelos auf ihrem Rücken die Arbeiter aufnehmen, sie von den Plantagen pflücken und irgendwo an der R 40 zwischen Acornhoek und Bushbuckridge wieder ausspeien, steht der hagere Mann. Winkend – mit einem Lächeln auf dem eh schon lachendem Gesicht. „Moooorning Mam“, lacht Simbi und setzt sich zu uns in den Fond.

 

Ein Auto besitzt der Künstler, der vor acht Jahren aus Simbabwe nach Südafrika kam, nicht. Das wurde ihm gestohlen, als er im vergangenen Jahr nach einem Markttag erschöpft nach Hause fuhr und am nächsten Morgen feststellen musste, dass sein Transportmittel „gnadenlos“ seinen Besitzer gewechselt hatte. Die Armut innerhalb der stetig ansteigenden schwarzen Bevölkerung ist groß und der Besitz eines Autos ist hier schon außergewöhnlich. Einen neuen fahrbaren Untersatz wird Simbi sich in den nächsten Jahren nicht leisten können, die Chance, dass er seinen alten Wagen wieder bekommt, tendiert gen Null.

Und so pendelt der agile Mittvierziger fast täglich zwischen seinem Wahl-Dorf und Hoedspruit via Bus, Taxi und oft auch trampend. Gleich hinter Acornhoek sei seine Töpfer-Werkstatt, erzählt Simbi, während der weiße Mietwagen versucht den kleinen, manchmal jedoch auch mittelgroßen Kratern auf der R 40 – den sogenannten Potholes zu entkommen. Chancenlos. Nach 20 Minuten die erste Nachfrage von mir, was denn für ihn „gleich hinter“ bedeute, doch eigentlich hätte man sich diese Frage auch sparen können. „Just a few kilometers“… Entfernungen relativieren sich ebenso wie das Zeitempfinden, dass hier im Land der Menschheitswiege kaum Bedeutung hat. Und wenn man es genau nimmt, ist Zeit ja nur eine, von uns Menschen geschaffene Größe. Subjektiv festgelegt und dem Empfinden eines Einzelnen entsprungen… als eine Einheit, die die Stunden, Tage, Sekunden, Monate oder aber Jahre einen Rahmen gibt – aber das ist eine andere Geschichte.

Nach rund 40 Kilometern haben wir Bushbuckridge erreicht. Eine Siedlung gleich neben dem Krügerpark, die Simbi heute sein Zuhause nennt. Gelegen im Distrikt Ehlanzeni der südafrikanischen Provinz Mpumalanga erstrecken sich die einfachen Häuser über eine Fläche von über 73 Quadratkilometern in der wilden Savanne. Noch zweimal links und einmal recht und wir stehen vor einem Grundstück, auf dem ein verfallenes Gebäude steht. Eingeschossig und scheinbar verlassen.

Ein großer Teil der stetig wachsenden schwarzen Bevölkerungsmehrheit in Südafrika lebt in bitterer Armut. Besonders in den Randbereichen der Städte findet man Elendsquartiere aus dicht an dicht stehenden Blech- und Pappbehausungen ohne ausreichende Sanitäranlagen. Normal – denn kaum ein Haus hat fließendes Wasser. Die Außentoilette hat das Fassungsvermögen des Loches, welches zuvor gegraben wurde…

Doch Simbi ist sehr stolz auf den Grund, den ihm der Chief der Gemeinde zugewiesen hat und glücklich, dass er nicht eigens ein neues Haus bauen musste. Ein Neubau? Nicht notwendig. Nicht die Äußerlichkeiten sind wichtig – praktikabel muss es sein.

Hier in den Hügeln Mpumalangas steht der kleine Ofen, der die Existenz von fast zehn Menschen sichert. Abenteuerlich an das öffentliche Stromnetz angeschlossen powert der Brennofen hoch bis zu 1200 Grad. Blumentöpfe, Schalen und andere Gebrauchskeramik, aber auch kunstvoll verzierte Teller werden hier kreiert, alles in liebevoller Handarbeit. Die Grundform entwickelt der Künstler selbst, legt das Design fest und erhält dann Unterstützung von zwei Brüdern und weiteren Maler/innen, die mit gekonnten Pinselstrichen die Farbenprächtigkeit der Keramikarbeiten zaubern.